PS104 - Wochenbericht Nr. 6 | 13. - 18. März 2017

Resümee PS104

[21. März 2017] 

In diesem letzten Wochenbericht möchte ich ein kurzes Resümee von unserer spannenden Expedition ziehen. Mit dem Meeresboden-Bohrgerät MeBo und vielen weiteren geowissenschaftlichen Geräten sind wir vor 6 Wochen voller Erwartungen und Hoffungen in das Amundsenmeer der Westantarktis aufgebrochen, um Proben und Daten zu gewinnen, die uns helfen, die Geschichte des westantarktischen Eisschildes zu entschlüsseln.

Nach insgesamt 11 Bohrungen sowie zahlreichen Einsätzen der konventionellen Sedimentlote, der seismischen und aeromagnetischen Messverfahren, der geothermischen Temperatursonde, der bathymetrischen und sedimentechographischen Kartierungen, einer großen (und schweren) Gesteinssammlung vom Festland und den Inseln und der Vermessung von geodätischen Messpunkten können wir mit Stolz auf die erreichten Ziele in unserer Probensammlung und Datenaufnahme schauen. Ob die Proben und Daten ausreichen, die Fragen der Eisschildentwicklung in diesem Sektor der Antarktis beantworten zu helfen, wird sich erst nach eingehenden Analysen in den Laboratorien unserer Heimatinstitute herausstellen. Aber gute Anhaltspunkte dafür haben wir bereits in einer ersten Sichtung der Proben und Daten hier an Bord gewonnen. So wissen wir, dass wir zum ersten Mal Sedimentgestein aus der Zeit vor der ersten großen Vereisung der Antarktis, also aus einer sehr warmen Epoche, in diesem Teil der Westantarktis erbohrt haben. Weitere Bohrkerne bringen uns Sedimentmaterial aus den jüngsten Ablagerungen von Schmelzwassereinträgen des Pine-Island-Gletschers, abwechselnd mit Ablagerungen aus der Wassersäule, die uns helfen, das Alter der Ablagerungsprozesse und Abschmelzgeschichte des Gletschers genauer zu bestimmen. Auch haben wir zum ersten Mal Sedimente eines vermuteten ehemaligen subglazialen Sees erbohrt. Nun liegt es an der detektivisch genauen Arbeit in den Laboratorien, die relevanten Informationen aus den Klimaarchiven dieser Sedimente im Zusammenspiel mit den geophysikalischen Daten zu entlocken, um die vergangene Dynamik des westantarktischen Eisschildes zu rekonstruieren.

All diese Arbeiten waren nur möglich, weil wir mit einer wunderbaren Besatzung der Polarstern unter Leitung von Kapitän Schwarze zusammenarbeiten durften. Wir danken den Besatzungsmitgliedern, die uns sicher durch bisher unkartierte Gebiete und durch die beeindruckende Eiswelt gebracht hat, die unsere Gerätschaften mit sicherer Hand ausgesetzt und wieder an Deck geholt haben und die unseren Aufenthalt an Bord mit einer schmackhaften und abwechslungsreichen Küche und einer freundlichen und humorvollen Atmosphäre äußerst angenehm gemacht hat. Auch danken wir der Helikopter-Crew, die uns die zahlreichen Flüge zu den Zielen auf dem Festland, den Inseln und entlang der aeromagnetischen Messstrecken ermöglichten.

Am heutigen Samstagmorgen sind wir im chilenischen Punta Arenas eingelaufen, wo wir noch mit den Verladearbeiten zu tun haben. Die meisten von uns treten am Montag den langen Rückflug nach Hause an – einige machen noch ein paar Tage Urlaub.

 

Im Namen aller Expeditionsteilnehmer sende ich noch einmal herzliche Grüße von der Polarstern.

 

Karsten Gohl

(Fahrtleiter der Expedition PS104)

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