In den 1830er Jahren wurde ein Schacht in den Boden der sibirischen Stadt Jakutsk gegraben, um Grundwasser für die Bürger der Stadt zu finden. Der Naturforscher Karl Ernst von Baer führte damals Temperaturmessungen in dem insgesamt 116,7 Meter tiefen Schacht durch, die anzeigten, dass der Boden unterhalb einer dünnen aufgetauten Schicht über die gesamte Tiefe hinweg gefroren war. Der Begriff des dauergefrorenen Bodens oder Permafrost entstand – und blieb für Jahrzehnte ein wissenschaftliches Randphänomen der Polarregionen, über das wenige Gelehrte diskutierten.
Erst mit der Expansion des sich industrialisierenden Russlands nach Fernost und vor allem mit dem Bau der Transsibirischen Eisenbahn am Ende des 19. Jahrhunderts entstand umfangreiches Spezialwissen über den Dauerfrostboden. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts gerieten die arktischen Permafrost-Regionen ins Zentrum des geopolitischen Interesses. Die geologischen und militärischen Dienste der Arktis-Anrainerstaaten schickten Naturwissenschaftler und Ingenieure ins Rennen, um die riesigen und fast unbewohnten Regionen zu erkunden, deren Potential als Rohstoffquelle zu erschließen, und ihre Rolle als möglicher Schauplatz des Kalten Krieges zu klären. Vor allem aber wuchs in diesen Jahrzehnten das Verständnis, dass der Permafrostboden von großer Bedeutung für arktische Ökosysteme. Und dass Permafrost sich durch wärmeres Klima verändert – genauso wie durch menschengemachte Störungen des Temperaturregimes an seiner Oberfläche, so dass am Ende der Dauerfrost weit weniger permanent ist als gedacht.