Edelkrebse besetzen
Edelkrebse sind in Deutschland vom Aussterben bedroht. Und doch können Angelvereine, Gewässerpächter*innen und Besitzer*innen großer Teiche diesen faszinierenden Tieren leicht helfen. Und das Beste ist, davon profitiert nicht nur der seltene Edelkrebs, sondern mit ihm auch viele andere Tiere im Gewässer. Denn die Krebse fressen Laub und andere abgestorbene Pflanzen, beseitigen Aas und sorgen so für ein gesundes Gewässerökosystem.
Ein erfolgreicher Besatz mit dem Edelkrebs ist recht einfach, es müssen jedoch ein paar Dinge beachtet werden. Welche das sind, haben wir hier in diesem Leitfaden erklärt.
Ein kurzer Film für den Erhalt des Edelkrebses
Noch mehr über Edelkrebse erfahren? Hier geht es zu einem TV-Beitrag vom SWR zu diesem Projekt.
Der Leitfaden zum Download
Wir freuen uns über Rückmeldungen, Erfahrungsberichte, Anregungen zur Verbesserung und Fragen. Bitte senden Sie diese an flusskrebs@awi.de
Gewässer Besetzen - Schritt für Schritt
- Klärung der Besitzrechte des Gewässers. Nur Besitzer und Pächter dürfen Tiere besetzen.
- Der Grund ist nicht stark verschlammt und riecht auch nicht nach Schwefelwasserstoff (faule Eier)
- Es sind keine größeren Fischsterben aus den letzten 10 Jahren bekannt. (Besatz erst wenn die Ursache des Fischsterbens behoben werden konnte)
- Es gibt keine anderen (amerikanischen) Flusskrebse. Überprüfen kann man dies, indem man den Uferbereich mehrmals im Sommer abends gründlich mit einer Taschenlampe abläuft und an einigen gut einsehbaren Stellen Köder, bspw. tote Fische am Grund auslegt, oder eine Befischung mit Reusen durchführt (mind. 1 Reuse alle 10 Meter Uferlinie). Zusätzlich kann man den Mageninhalt von Raubfischen (Barsche, Aale, Welse, Hechte) auf Krebsüberreste kontrollieren.
- Es gibt keine oder nur wenig Raubfische. Insbesondere Aale und Welse sind ein Problem für die Krebse.
- Wasserwerte (pH, Sauerstoff, Stickstoffverbindungen) müssen in jeder Jahreszeit kontrolliert werden, ob sie im für die Krebse geeigneten Bereich liegen (siehe Wertetabelle).
- Informieren Sie den für ihr Bundesland zuständigen Angelverband. Dieser kann bei vielen Fragen Hilfestellung geben, besonders über andere Krebsvorkommen in der Nähe und mögliche Bezugsquellen für geeignete Besatztiere.
- Mit den anderen Nutzern des Gewässers über das Projekt sprechen! Das ist wichtig, damit nicht andere Vorhaben den Besatzerfolg gefährden, beispielsweise ein gleichzeitiger Besatz mit Raubfischen wie Aalen oder Welsen. Zudem müssen auch einige Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, um zu verhindern, dass invasive Arten oder die Krebspest eingeschleppt werden.
- Ausbringen von Lochgestein, Tonröhren und Wurzelballen in 1 bis 3 Metern Tiefe als zusätzliche Versteckmöglichkeiten. Insbesondere für Jungtiere müssen genügend Verstecke zur Verfügung stehen. Geeignet sind Tonröhren mit unterschiedlichen Lochdurchmessern von 1 bis 3 cm. Nicht notwendig ist diese Maßnahme, wenn das Gewässer schon über viel Struktur und Rückzugsmöglichkeiten verfügt, wie Steinlücken und viele Wurzeln.
- Wasserwerte weiter regelmäßig kontrollieren.
- Genaue Planung des Besatzes im Herbst (Zeitpunkt, beteiligte Personen)
- Benötigte Menge an Tieren ermitteln: Faustregel: 2 Jungtiere (Sömmerlinge) pro Meter Uferlinien. Das Einsetzen adulter Tiere macht nur Sinn, wenn Raubfische im Gewässer sind. Allerdings kann es passieren, dass die Tiere wieder abwandern. Faustegel: 2 Tiere pro 5 Meter Uferlinie. Eine Mischung verschiedener Altersklassen ist ebenfalls erfolgsversprechend. Bei Gewässern die größer als 500 m2 sind, sollten es jedoch mindestens 50 Tiere sein.
- Züchter suchen und anfragen ob die gewünschte Anzahl an Tieren geliefert werden kann! Es gibt zahlreiche Anbieter von Edelkrebsen. Jedoch sollte bei der Kaufentscheidung REGIONAL vor GÜNSTIG den Ausschlag geben, denn die Tiere aus der Region sind meist an ähnliche Wasser- und Umweltbedingungen angepasst. Dies reduziert zusammen mit den kürzeren Transportwegen den Stress für die Krebse erheblich und sorgt für eine höhere Überlebensrate und Besatzerfolg.
Tipp: Ist ein Besatz mit ausschließlich Sömmerlingen geplant, ist es oft sinnvoll mit weniger Tieren, dafür in mehreren aufeinander folgenden Jahren zu besetzen.
- Überprüfen Sie, ob es sich bei den gekauften Krebsen wirklich um Edelkrebse handelt! Leider verkaufen immer wieder schwarze Schafe unter den Züchtern Signalkrebse als Edelkrebse. Deshalb besser immer nochmal genau hinschauen!
- Die Krebse sollten am selben Abend kurz vor Dämmerungsbeginn in kleinen Gruppen von 10 jungen (Ein- oder Zweisömmerling) oder 5 adulten Tieren in der Nähe von Versteckmöglichkeiten eingesetzt werden. Dabei die Tiere mit dem Schwanzende zuerst in ca. 10 bis 20 cm Wassertiefe einsetzen.
Tipp: Das Bestimmen von Jungtieren ist oft sehr schwieig. Kaufen Sie deshalb beim gleichen Züchter auch einige adulte Tiere und überprüfen Sie, dass die Merkmale für Edelkrebse übereinstimmen. Diese können natürlich danach ebenfalls mit besetzt werden.
- Es sollten danach keine oder nur sehr wenig Aale und Welse besetzt werden.
- Es sollte nur Fische besetzt werden, die aus Zuchten stammen, die keine amerikanischen Krebse in ihrem Zu- und Ablauf haben.
- Alle Gewässernutzer sollten auf die Verhaltensregeln gegen die Einschleppung der Krebspest hingewiesen werden (eventuell Schilder aufstellen, falls Menschen von außerhalb Zugang zu dem Gewässer haben).
- Nach 3 bis 4 Jahren eine Krebsbefischung im Frühjahr (April/Mai) oder Sommer durchführen. Dabei sollte im Frühjahr besonders auf Jungtiere und noch am Weibchen anhaftende Larven geachtet werden. Wenn sich eine Reproduktion feststellen lässt war der Besatz erfolgreich. Dies kann mit Reusen oder durch das Ausbringen von Ködern an gut einsichtigen Stellen in Ufernähe geschehen. Falls keine Krebse gefunden werden, heißt das nicht, dass der Besatz gescheitert ist. Faktoren wie Vollmond, Häutungsphasen, Wassertemperaturen und Köder haben auch einen Einfluss auf den Fangerfolg. Deshalb sollte in den Folgejahren erneut untersucht werden.
Wasserparameter
Edelkrebse sind verhältnismäßig anspruchslos, was die chemischen Prameter des Wasser betrifft. Dennoch sollten sich die Werte in dem angegebenen Bereichen bewegen, damit es den Krebsen gut geht.
- Wassertemperatur (Sommer/ Winter)
- pH
- Sauerstoff
- Ammonium (NH4)
- Nitrat (NO3)
- Nitrit (NO2)
- Eisen
15 - 30 °C / 2 - 4 °C
5 - 9
3 - 11 mg/l
0 - 1,2 mg/l
0 - 30 mg/l
0 - 1 mg/l
0 - 2 mg/l
Woran kann ein Besatz doch noch scheitern?
Selbst wenn die Bedingungen im Gewässer optimal sind und der Besatz erst erfolgreich ist, gibt es einige Risikofaktoren die einen langfristigen Erfolg gefährden. Da sind zum einen die invasiven Krebsarten und die Krebspest. Diese können über
- den Ein- oder Ablauf des Gewässers
- bei Überschwemmungen aus einem benachbarten Graben oder Fluss in ein Gewässer gelangen.
- aus einem anderen Gewässer über Land einwandern (bis zu 100 Meter sind kein Problem).
- Oft werden sie auch direkt von Anglern (als Köder) oder von Teich- und Aquarienbesitzern eingesetzt
Die Krebspest kann auch über Sporen an
- nicht durchgetrockneter Angelausrüstung
- Angelköder (oft gefrorene Krebse)
- einsetzen von anderen (amerikanischen) Krebsen
- oder mit Besatzfischen
eingetragen werden.
Edelkrebse reagieren auch sehr empfindlich auf
- Insektizide
Gerade bei Gewässern die sehr nahe an intensiv genutzten landwirtschaftlich Flächen liegen ist das Risiko hoch.
Mehr Informationen und Hilfe zu Edelkrebsen
Allgemeine Informationen:
Anglerverband Niedersachsen
Forum Flusskrebse
Flusskrebse RLP
Für Besatz bei Naturschutzmaßnahmen
Edelkrebsprojekt NRW
Institut für nachhaltiges Ressourcenmanagement
Krebspest
Universität Koblenz-Landau, Info-Broschüre
Projektpartner
Förderung: Gefördert aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Förderer: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Förderkennzeichen 2815BM001.