Vom geologischen Standpunkt aus kann die feste Phase von Wasser als Mineral betrachtet werden, in der Tat das häufigste Mineral an der Erdoberfläche. Gletschereis ist ein Komposit von Körnern, die jeweils einen Einkristall darstellen. In den oberen Schichten der Eisschilde ist die Orientierung der Symmetrieachsen (c-Achsen) der Einzelkristalle ungeregelt verteilt. Mit zunehmender Tiefe und damit fortschreitender Deformation werden die Körner Rekristallisations- und Erholungsprozessen ausgesetzt, die gemeinsam mit der Deformation selbst die Kornform, -größe und –orientierung beeinflussen. Das führt z.B. zu einer Ausrichtung der Symmetrieachsen der einzelnen Kristallite mit zunehmender Tiefe und damit zur Entwicklung einer starken Anisotropie des Eises.
Beobachtung und Kartierung der Kornmikrostruktur und Substrukturen innerhalb von Körnern bieten Information über inter-und intragranulare Deformations- und Rekristallisationsmechanismen des Polykristalls sowie der einzelnen Kristallgitter. Diese submikroskopischen Prozesse summieren sich zu dem Eisfließen auf, das wir auf großer Skala beobachten. Für die Modellierung von Eisfließen auf der Skala von Eisschilden und Gletschern ist es unabdingbar die zugrunde liegenden Prozesse auf der kleinen Skala besser zu verstehen.
Ein weiterer Aspekt der Eismikrostruktur ist der Einschluss von Luftblasen und deren Form- und Größenentwicklung hinsichtlich Dichte und Lufteinschluß während des Firn-Eis-Übergangs, sowie die Transformation zu Lufthydraten in größerer Tiefe.