Der See Genezareth ist eine Schlüsselquelle für Trink- und Bewässerungswasser für Israel und Jordanien. Die Hauptquelle, der Fluss Jordan, ist belastet mit unterschiedlichsten Mikroschadstoffen inklusive DDT und Endosulphan. Diese wurden vor Jahrzehnten weltweit verboten. Während diese im Wasser des See Genezareth nicht detektiert werden, sind sie sowie ähnliche Schadstoffe in den Sedimenten des Jordanzuflusses sowie in den Fischen des Sees nachzuweisen. Daher stellen wir die Hypothese auf, dass es einen Zusammenhang zwischen organischen Feinpartikeln im Wasser und den Bioakkumulationsprozessen im Nahrungsnetz des Sees gibt. Viele der Schadstoffe können von den Feinpartikeln über unterschiedliche Materialen wie Lipid-, Polysaccharid- oder Huminsäurederivaten aber auch von Mikroplastik absorbiert werden. Diese unterschiedlichen Bindungsprozesse können daher zur einer langsamen, bisher unentdeckten, chronischen und langanhaltenden Belastung des Ökosystems des See Genezareth führen.
Um dieses zu erreichen, werden die Feinpartikel im Wasser sowie Sedimente des Sees saisonal am Zufluss des Jordans, südwärts in den See, in Ufernähe sowie in der Mitte beprobt. Diese Proben werden daraufhin auf Mikroschadstoffe sowie die verschiedenen Trägermaterialen hin untersucht. Basierend auf den ermittelten Materialen sowie Sedimenten werden Affinitätsstudien durchgeführt, um die Transportprozesse zu verstehen. Um diese Prozesse weiter zu untersuchen, wird ein hydrodynamisches Verteilungsmodel für die verunreinigten Partikel entwickelt und getestet sowie verschiedene Fischspezies auf Mikroschadstoffe untersucht.
Dieses Projekt wird die verborgenen Prozesse und die Verteilung von belasteten Sedimenten und Feinpartikeln im See erstmals aufzeigen. Dabei wird ein neuartiger Ansatz etabliert, einfache Feldergebnisse und Modellierung zu verbinden, um eine Akkumulationskarte des Sees mit Mikroschadstoffen zu erstellen, um eine zukünftige Entfernung dieser Materialen zu unterstützen.