Die Wollhandkrabbe steht auf der Liste der weltweit 100 gefährlichsten invasiven Arten der IUCN (100 of the World’s Worst Invasive Alien Species). Auch in Deutschland kommt die Krabbe in praktisch allen küstennahen Fließgewässern in großer Anzahl vor. Jedes Frühjahr wandern Millionen junger Wollhandkrabben die Flüsse aufwärts. Dabei überwinden sie die Mauern von Wehren und andere Hindernisse, um in den nächsten vier bis fünf Jahren am Grund von Kanälen, Flüssen und Seen zu Krabben mit bis zu einer Beinspannweite von 30 cm heranzuwachsen. Dabei fressen sie alles was ihnen vor die Scheren kommt. Jedes Jahr im Herbst machen sich Hundertausende erwachsene Krabben zum Laichen wieder auf den Weg Richtung Meere, wo sie nach der Fortpflanzung entkräftet sterben.
Dieses Massenvorkommen der Krabben hat Konsequenzen für die aquatischen Ökosysteme insbesondere in Küstennähe. So konnte eine Schädigung der Bodenlebewesen (Würmer, Muscheln und Insekten) genauso wie ein Rückgang der Wasserpflanzenbestände mit ihnen in Verbindung gebracht werden. Die Krabben verursachen ebenfalls Schäden an Uferstrukturen und verstopfen regelmäßig Wasserentnahmestellen bspw. von Kraftwerken entlang der großen Flüsse.
Umso wichtiger ist es, dass die von der EU vorgesehene Bekämpfung der invasiven Arten und damit auch der Wollhandkrabbe in den Mitgliedsstaaten endlich angegangen wird. Wie das im Falle der Wollhandkrabbe umgesetzt werden kann, soll das EU-InterReg-Projekt „Clancy“ demonstrieren.
Institutionen aus Belgien, Frankreich, Schweden und Deutschland, darunter das AWI, testen dabei ein innovatives Fallenkonzept an geeigneten Standorten in verschiedenen Fließgewässern. Mit den fest installierten Fallen kann ein Großteil der wandernden Krabben abgefangen werden. Ziel ist es, in den ausgewählten Gewässern den Wollhandkrabbenbestand innerhalb von 4 Jahren deutlich zu reduzieren.
Das AWI übernimmt dabei die Betreuung und Auswertung von vier dieser Fallen im Wesereinzugsgebiet. Zudem erarbeitet wir gemeinsam mit Industriepartnern sinnvolle Nutzungskonzepte für die anfallenden Krabben. Im Fokus steht dabei die Nutzung als Futtermittel in der Aquakultur sowie die Gewinnung von Chitin aus den Krabbenpanzern, einem derzeit sehr nachgefragten Polysaccharid, das bspw. Verwendung in der Pharma- und Kosmetikindustrie findet. Zudem soll ein mittelfristiges funktionierendes Finanzierungsmodell für den aufwändigen Betrieb der Fallen gefunden werden. Die internationale Koordination der gemeinsamen Öffentlichkeits- und Medienarbeit zu diesem Projekt ist ebenfalls unsere Aufgabe.