Aquakultur: Nachhaltig produzierte Nahrung aus dem Meer
Dr. Matthew Slater, Leiter der Forschungsgruppe Aquakulturforschung am Alfred-Wegener-Institut.
Aquakultur
Bioökonomie
Interdisziplinäre Forschung
Fast die Hälfte aller weltweit verspeisten Fischereiprodukte kommen mittlerweile aus der Aquakulturhaltung, wobei nur jeder dritte Fisch oder Krebs im Meer aufgewachsen ist. Der Rest wurde in Süßwasseranlagen gezüchtet. Experten sagen der Nahrungsmittelproduktion im Meer dennoch eine große Zukunft voraus – vorausgesetzt, es gelingt Nachhaltigkeitskonzepte umzusetzen und den Umweltfußabdruck der Teich- und Käfighaltung zu minimieren.
Genau an diesem Punkt setzt die Arbeitsgruppe Aquakulturforschung am Alfred-Wegener-Institut an. Ihre Mitglieder untersuchen, mit welchen neuen Zucht-, Haltungs- und Fütterungsmethoden ausreichend Fisch und Meeresfrüchte gezüchtet werden können, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Dies passiert zum Beispiel durch den Wildfang von Sardellen, Sprotten und Heringen, die anschließend zu Fischfutter verarbeitet werden oder aber durch den übermäßigen Einsatz von Nährstoffen und Medikamenten, die allesamt die umgebenden Küstengewässer verschmutzen.
Für diese und andere Probleme der Fischzucht in Becken- oder Käfighaltung suchen wir am AWI nach umweltfreundlichen Lösungen, die sich vielerorts einsetzen lassen. Ein von uns entwickeltes Fischfutter wird zum Beispiel aus einheimischen Ackerpflanzen hergestellt und schont so die Fischbestände des Meeres. In unseren modernen Kreislaufsystemen am Zentrum für Aquakulturforschung in Bremerhaven kombinieren wir Fisch-, Muschel- und Pflanzenaufzucht so geschickt, dass alle drei Organismengruppen auf optimale Weise voneinander profitieren, sich gegenseitig beste Lebensbedingungen schaffen und dabei keinerlei Nährstoffe oder aber Krankheitserreger in die Umwelt gelangen, weil die neuen Zucht- und Haltungsanlagen in sich geschlossen sind.
Außerdem untersuchen wir in verschiedenen Marktstudien, welche in Aquakultur erzeugten Lebensmittel vom Kunden gekauft werden, welche Anlagentechnologien die Industrie benötigt und wie Anlagen betrieben werden müssen, um einen sicheren und zukunftsweisenden Arbeitsplatz darzustellen. Mit unseren Lösungen und Konzepten wollen wir dazu beitragen, die Ernährung unserer wachsenden Weltbevölkerung auf nachhaltige Weise sicherzustellen.