Die Eis- und Klimageschichte der Antarktis
Dr. Johann Philipp Klages, Sedimentologe am Alfred-Wegener-Institut.
Sedimentbohrkerne
Klimageschichte
Eisschilde
Antarktis
Erdgeschichtlich hat sich das Klima unserer Erde stetig und teilweise fundamental verändert. Solche tiefgreifenden Klimaänderungen – vor denen wir auch derzeit wieder stehen könnten – sind jedoch im Hinblick auf die Dauer der bisherigen menschlichen Existenz durchaus selten und stellen uns daher vor große Herausforderungen.
Entscheidend für ein besseres Verständnis der Klimadynamik in Zeiten des Wandels sind unter anderem die globalen Eisschilde, da sie der Erde nicht nur als gigantische Kühlschränke dienen, sondern auch derart große Mengen Wasser binden, dass dadurch der Meeresspiegel weltweit um mehrere Zehner Meter ansteigen kann. Die Polarregionen reagieren zudem sehr sensibel und nachhaltig auf Klimaänderungen und sind daher ein Frühanzeiger für eben solche. Wetter- und Klimaaufzeichnungen der zurückliegenden Jahrzehnte und Jahrhunderte reichen jedoch bei Weitem nicht aus, um aktuelle rapide Änderungen in einen langzeitlichen klimadynamischen Kontext zu setzen. Dieser ist aber dringend notwendig, um natürliche Schwankungen von menschengemachten Einflüssen zu unterscheiden.
Bei unserer Arbeit fokussieren wir uns daher auf die langfristige Eisschild- und Klimageschichte des derzeit fast vollständig vereisten antarktischen Kontinents. Im Zuge aufwendiger Schiffsexpeditionen entnehmen wir Sedimentbohrkerne entlang des antarktischen Kontinentalrandes, analysieren die in ihnen abgelagerten Klimaanzeiger, führen die gewonnenen Eis-, Temperatur- und Vegetationsdaten mit geophysikalischen Daten der Meeresbodenmorphologie und -geometrie zusammen und sind am Ende in der Lage, die Eisschild- und Klimadynamik der Antarktis über Zeiträume von Jahrmillionen bis heute zu rekonstruieren. Diese rekonstruierten Daten wiederum dienen als Zielvorgaben für die Kalibration von Klimamodellen, die notwendig sind, um Simulationen zukünftiger Klimazustände verlässlicher werden zu lassen. Bilden die Modelle die antarktischen Eis- und Klimaverhältnisse der Vergangenheit richtig ab, ist auch die Wahrscheinlichkeit größer, dass sie auch beim Blick in die Zukunft richtig liegen.
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